Ist die Lebensversicherung als Anlageprodukt noch zeitgemäß?

Die kapitalbildende Lebensversicherung galt für viele über lange Zeit als die klassische Anlage für die Altersvorsorge. In letzter Zeit allerdings verzeichnet diese Form der Lebensversicherung einen beträchtlichen Attraktivitätsverlust, denn im selben Maße, wie die Zinsen am Geldmarkt zurückgingen, sanken auch die Garantiezinsen für klassische Policen.

Trotzdem sind Anlageberater der Ansicht, Kapitallebensversicherungen könnten auch in Zukunft als Anlageform eine Rolle spielen, zumal innovative Versicherungspolicen höhere Renditen zu versprechen scheinen.

Die Lebensversicherung als beliebtes Anlageprodukt

Die Gründe, eine kapitalbildende Lebensversicherung abzuschließen, sind äußerst vielfältig. In erster Linie soll sie natürlich ihren ureigensten Zweck erfüllen und die Familie im Falle des eigenen Todes finanziell absichern. Im Gegensatz zur Risikolebensversicherung, die lediglich den Todesfall absichert, bietet die kapitalbildende LV die Möglichkeit, Risikoschutz mit sicherer Geldanlage zu verbinden.
Lebensversicherung

Ob als finanzielles Polster für einen sorgenfreien Ruhestand oder zur Ablösung eines Hauskredits – die Lebensversicherung ist seit jeher ein beliebtes Anlageprodukt, das zudem steuerlich vergünstigt und staatlich gefördert werden kann. Eins der wesentlichen Argumente für die Lebensversicherung war dabei stets der relativ hohe Garantiezins. Dieser lag bis 1986 bei 3%, in den Neunzigerjahren bis zum Jahr 2000 sogar bei 4%, um dann schrittweise immer weiter zu sinken.

Sinkender Garantiezins macht Lebensversicherungen weniger attraktiv

Dank des sinkenden Zinsniveaus am Geldmarkt – der EZB-Leitzins liegt derzeit bei 0,25% – sank die Höhe des Garantiezinses mittlerweile auf 1,75% mit weiter fallender Tendenz, denn für 2015 ist erneut eine Senkung auf nur noch 1,25% geplant. Versicherungskunden, die jetzt einen Neuvertrag schließen, müssen sich daher mit einem deutlich niedrigeren Betrag als Garantiezins abfinden als Policen boten, die vor 2012 geschlossen wurden. Bei genauer Betrachtung ist der Begriff „Garantiezins“ allerdings irreführend, denn eigentlich beschreibt dieser den Höchstsatz, den Lebensversicherer ihren Kunden zusagen dürfen (Höchstrechnungszins). Dessen genaue Höhe wird jährlich vom Bundesfinanzministerium nach Empfehlung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) – eines Gremiums aus Versicherungs- und Finanzmathematikern – festgelegt. Ziel ist es dabei, sicherzustellen, dass Versicherer auch künftig ihre Zusagen erfüllen können.

Garantiezins gilt nur auf den Sparanteil der Versicherungsbeiträge

Ein weiterer Punkt, der Lebensversicherungen derzeit in einem recht schlechten Licht stehen lässt, ist der Umstand, dass der Zins nur auf den Sparanteil berechnet wird. Dies ist der Teil, der nach Abzug der Kosten für Vertrieb, Verwaltung sowie zur Abdeckung des Todesfallrisikos verbleibt. Je nach Anbieter und Alter des Versicherten reduzieren diese Kosten den Sparanteil oft erheblich, so dass bei den meisten Unternehmen ein effektiver Garantiezins von deutlich unter 1,75% erreicht wird.

Die Beitragsrendite erfragen und vergleichen

Die Versicherer kommen zwar ihrer gesetzlichen Pflicht nach und weisen in ihren Vertragsinformationen auf die Kostenbelastung für ihre Versicherungsverträge hin, unterlassen es jedoch gern, den verbleibenden Sparanteil genau zu beziffern. Dies erschwert den Renditevergleich für Versicherungsnehmer. Um sicher zu gehen und Angebote objektiv vergleichen zu können, sollten Kunden deshalb die Höhe der Beitragsrendite erfragen.

Legt man die aktuellen Konditionen zugrunde, bewegt sich die Nettorendite vieler Lebensversicherungen deutlich unter 1,75%, zumeist sogar unter 1,5%. Unter diesem Aspekt bietet derzeit selbst Festgeld bessere Renditeaussichten als neu abgeschlossene Kapitallebensversicherungen. Doch sollte man deshalb komplett auf den Abschluss einer Kapitallebensversicherung verzichten?

Die Lebensversicherung bleibt weiter interessant

Viele Anleger nutzen auch weiterhin die Möglichkeit, mit einer Lebensversicherung Risikoschutz und Sparen zu koppeln. Der Garantiezins bietet eine gewisse Sicherheit und außerdem hängt die Rendite nicht nur vom Garantiezins ab. Vielmehr kommt zum Basiszins eine jährliche Überschussbeteiligung hinzu, so dass die durchschnittliche Gesamtverzinsung jetzt auslaufender Policen bei den meisten Versicherern zwischen 3 und 3,5% liegt. Wer die Konditionen und Ergebnisse der Versicherer aufmerksam vergleicht, kann durchaus noch Gesellschaften finden, die mit geringen Kosten und kluger Anlagestrategie akzeptable Rendite erwirtschaften, auch wenn der garantierte Zins geringer ausfällt, als noch vor ein paar Jahren.

Einige Versicherer bieten mittlerweile auch neue Produkte, die keinen Garantiezins beinhalten. Durch den Verzicht auf die Mindestverzinsung entgehen die Gesellschaften mit diesen neuen Produkten der Verpflichtung, Geld nur in sichere Papiere anzulegen, um den Garantiezins zu sichern. So ist eine andere Strategie bei der Anlage der Versicherungsgelder möglich, was die Renditechancen, aber auch das Risiko erhöht. Bei kluger Strategie können so höhere Überschussbeteiligungen erwirtschaftet werden. Damit lassen sich neue Kunden generieren und das Produkt Kapitallebensversicherung zeitgemäß gestalten.