Die Bedeutung der Wahl der Kreditlaufzeit: Darum sollte sie nicht unterschätzt werden

Wer einen Kredit abschließt, der muss sich im Wesentlichen mit der Frage nach der Kredithöhe und der Kreditlaufzeit auseinandersetzen. Die Antwort auf diese Frage entscheidet über die genaue Gestaltung des Kredites. Doch wie finden Kreditnehmer die optimale Kreditlaufzeit?

Kurz erklärt: Was ist die Kreditlaufzeit?

Der Begriff Kreditlaufzeit bezeichnet den Zeitraum, über den die Rückzahlung der Kreditsumme erfolgt. Während dieser Zeit leistet der Kreditnehmer regelmäßige Zahlungen an die Bank. Eine lange Kreditlaufzeit führt zu höheren Zinsen als eine kurze Kreditlaufzeit. Dieser Grund ist ein Vorteil einer kurzen Kreditlaufzeit. Ein Nachteil ist die höhere monatliche Belastung: Bei einer kurzen Kreditlaufzeit steht weniger Zeit für die Rückzahlung zur Verfügung, wodurch die Raten höher sind. Entscheidend für die Frage nach der optimalen Kreditlaufzeit sind daher die persönlichen finanziellen Voraussetzungen und die Kredithöhe. Der Kreditnehmer legt in Abstimmung mit der Bank die Bedingungen des Kredites – wozu auch die Kreditlaufzeit gehört fest. In welchem Umfang der Kreditnehmer hierbei Wahlmöglichkeiten besitzt ist einzelfallabhängig unterschiedlich.

ein Kredit-Vertrag mit Fühler liegt auf dem Tisch

Unterschiedliche Kredite, unterschiedliche Kreditlaufzeiten

Einige Kredite werden über einen relativ kurzen Zeitraum von wenigen Monaten zurückbezahlt. Andere Kredite hingegen basieren auf mehrjährigen oder gar jahrzehntelangen Kreditlaufzeiten. Im Allgemeinen ist eine hohe Kreditsumme – beispielsweise im Zuge eines Immobilienkaufs – mit langen Kreditlaufzeiten verbunden. Kleine Kredite – beispielsweise für den Möbelkauf – besitzen meistens kurze Kreditlaufzeiten.

Einflussfaktoren auf die Kreditlaufzeit:

  • Höhe der monatlichen Raten
  • Kreditsumme
  • Kreditzinsen
  • Art des Kredites

„Faustregeln“ für die Kreditlaufzeit:

Für die Kreditlaufzeit bestehen einige allgemeingültige Regeln, die als Orientierung für die Entscheidung dienen:

Regel 1: Je höher die Kreditsumme ist und desto geringer die monatliche Tilgungsrate sein soll, desto länger muss die Kreditlaufzeit sein.
Regel 2: Je kürzer die Kreditlaufzeit ist, desto niedriger ist der Zinssatz.

Regel 2 beeinflusst Regel 2: Wer sich für eine lange Kreditlaufzeit entscheidet, der zahlt einen höhere Zinssatz. Die monatliche Tilgungsrate (= Betrag der zur Abzahlung des Kredites verwendet wird, nicht für die Zinsen) ist zwar gering, jedoch ist die Zinsbelastung höher.

Konsequenz: Es ist erforderlich, für die individuell gewählte Kreditsumme und die gewünschte Kreditlaufzeit zinsabhängig die monatliche Rate zu bestimmen. Die zugrunde liegenden Formeln berücksichtigen die gewährte Zinshöhe, die kreditabhängig ist.

Wie finde ich die beste Kreditlaufzeit?

Es existiert leider keine allgemeine optimale Kreditlaufzeit, sondern verschiedene Optionen bestehen. Potenzielle Kreditnehmer wählen eine Strategie aus, anhand derer sie die Kreditlaufzeit bestimmen:

Strategie 1: Um die Kosten gering zu halten, wird eine kurze Kreditlaufzeit ausgewählt.
Strategie 2: Damit die monatliche finanzielle Belastung möglichst gering ist, wird eine lange Kreditlaufzeit ausgewählt.
Strategie 3: Ein Kompromiss zwischen niedrigen Zinskosten und niedrigen monatlichen Raten wird gewählt: Die Kreditlaufzeit ist mittellang.

Kein Hexenwerk: Die Kreditlaufzeit und die monatlichen Raten können mit Hilfe von Formeln berechnet werden

Banken verwenden für die Berechnung der Kreditlaufzeit respektive der monatlichen Ratenhöhe entsprechende Software. Dieser Software liegen mathematische Formel zugrunde, die im Folgenden kurz erläutert werden. Wichtig ist, die genauen Rahmenbedingungen zugrunde zu legen. Es ist insbesondere zu definieren, zu welchem Zeitpunkt die Zinsberechnung erfolgt und zu welchen Zeitpunkten die Ratenzahlung erfolgt. Beispielsweise können die Raten zu Monatsanfang respektive zu Jahresanfang oder zum Monatsende respektive dem Jahresende erfolgen. Die Zinsen können monatlich oder jährlich berechnet werden. All diese Fragen wirken sich auf die genaue Formelauswahl aus beziehungsweise müssen bei der Anwendung der Formeln berücksichtigt werden. Um die Berechnung an dieser Stelle exemplarisch möglichst einfach darzustellen, wird von folgenden Voraussetzungen ausgegangen:

  • Zinszahlung und Tilgungszahlung finden zum gleichen Zeitpunkt statt
  • Am Jahresende werden die Zinsen nachschüssig berechnet
  • Die Ratenzahlung erfolgt am Jahresende

Zinsen und Tilgungsrate sind zwei unterschiedliche Zahlungen

Der Begriff der Tilgungsrate beschreibt den Betrag, der für die Rückzahlung des Kredites verwendet wird, nicht für die Zahlung der Zinsen. Soll die Tilgungsrate konstant bleiben, dann wird die Kreditsumme durch die Kreditlaufzeit dividiert. Eine kurze Kreditlaufzeit führt zu hohen Tilgungsraten:
Tilgungsrate = Kreditsumme / Kreditlaufzeit

In welchem Zusammenhang steht die Annuität zur Kreditlaufzeit?

Als Annuität wird die jährliche Zahlungsgröße des Kredites bezeichnet. Sie setzt sich aus der Tilgungsrate und den Zinszahlungen zusammen. Eine lange Kreditlaufzeit führt zu einer kleineren Annuität als eine kurze Kreditlaufzeit. Allerdings beeinflussen auch die Kredithöhe und der Zinssatz die Annuität. Die Annuität berechnet sich über folgende Formel:

Restschuld = Kreditbetrag x (1 – t / Jahre)
Zinsbetrag = Kreditbetrag x (1 – (t – 1) / Jahre) x Zinsrate
Annuität = Tilgungsrate + Zinsbetrag = Kreditbetrag / Jahre + Kreditbetra x (1 – (t – 1) / Jahre) x Zinsrate = (Zinssatz x (1 – (t – 1) / Jahre) + 1 / Jahre) x Kreditbetrag
mit t als Jahr.

Welcher Zinssatz wird dem Kredit abhängig von der Kreditlaufzeit zugrunde gelegt?

Die Höhe des Zinssatzes bestimmt die Kosten des Kredites. Die Banken unterbreiten ihren Kunden ein Angebot bezüglich der Zinsen. Verschiedene Einflussfaktoren für den Zinssatz existieren:

  • Allgemeine Zinsentwicklung
  • Bonität des Kreditnehmers
  • Kreditlaufzeit
  • Politik der Bank

Die Zinssätze orientieren sich in ihrer Entwicklung als Leitzins der EZB. Jedoch bedeutet diese Aussage nicht, dass die Zinssätze in irgendeiner Form aus dem Leitzins berechnet werden können. Es kann lediglich von „günstigen Zeiten“ und „ungünstigen Zeiten“ gesprochen werden. Zinsen können sich allgemein auf einem hohen Niveau oder allgemein auf einem niedrigen Niveau bewegen. Die einzelnen Banken legen fest, welche Zinssätze sie vergeben. Sie dürfen hierbei individuelle (kundenabhängige) Entscheidungen treffen. Ein Einflussfaktor ist die Bonität, ein anderer Einflussfaktor ist die Kreditlaufzeit. Kurze Kreditlaufzeiten stellen für die Banken ein geringeres Risiko dar, weil die finanzielle Lage während der Kreditlaufzeit besser eingeschätzt werden kann und der Kredit schneller zurückbezahlt ist. Aus diesen und weiteren Gründen sind die Zinskosten bei kurzen Krediten im Allgemeinen niedriger.

Fazit:

Wer die Zinskosten niedrig halten möchte, der entscheidet sich für eine kurze Kreditlaufzeit. Jedoch steigt die monatliche Belastung an. Wichtig ist, dass die monatliche Rate vom vorhandenen Budget während der gesamten Kreditlaufzeit zuverlässig bezahlt werden kann. Die Entscheidung für die Kreditlaufzeit – und somit für die Ratenhöhe – hängt von der individuellen finanziellen Situation ab. Da jede Bank die Zinshöhe kundenabhängig festlegen kann, ist es erforderlich, bei bestehendem Kreditwunsch ein individuelles Angebot von der Bank einzuholen beziehungsweise sich bei der Bank über die angebotenen Zinssätze zu informieren. Die Kredithöhe ist ein wichtiger Entscheidungsfaktor, da die Tilgungsraten im Allgemeinen der größte Posten der monatlichen Ratenzahlung ist.